PRIMA KLIMA
Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung ist sicherlich nicht der
Garant für eine funktionierende Redaktion. Eher im Gegenteil:
Eine Redaktion soll ja hellwach sein und nicht selbstzufrieden
vor sich hin dämmern. Eben deshalb spricht alles für eine
Grundstimmung, die von Kommunikation, Diskussion und Emotion (Fröhlichkeit/Enttäuschung) geprägt ist. Fehlt diese Stimmung,
läuft etwas falsch.
Ich erinnere mich an einen jungen Ressortleiter, der eine große
Lokalredaktion in einer mittelgroßen Stadt übernahm. Die
Stimmung war schlecht. Die Reporter pflegten ihre Erbhöfe mit
Argusaugen. Teamwork ausgeschlossen.
Der junge Ressortleiter, heute Chefredakteur, führte die "Blaue
Stunde" ein, immer freitags am Abend. Es gab Wein, etwas zu
knabbern. Irgendwann brachte jeder etwas mit. Man begann
sich besser kennenzulernen, man sprach auch privat, ein
bisschen über den Job und irgendwann über die Themen der
nächsten Woche, die man vielleicht gemeinsam bearbeiten könne...
Das Team war geboren.
Wer glaubt, dass heute keine Zeit mehr für "Blaue Stunden" sei,
der irrt. Die Zeit bleibt die gleiche wie damals. Wir nehmen sie
uns nur nicht mehr.
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